Schrift und Vergessen

Sokrates erzählt im PHAIDROS (274d - 275d) vom ägyptischen Halbgott Teuth, dem Erfinder der Brettspiele, der Zahlen und der Buchstaben, der zu seinem König ging, um für seine Erfindungen zu werben:

"Als er aber an die Buchstaben gekommen, habe Teuth gesagt: Diese Lehre, o König, wird die Ägypter weiser machen und gedächtnisreicher, denn als ein Zaubermittel für Erinnerung und Weisheit ist sie erfunden. Jener aber habe erwidert: O erfindungsreichster Teuth, einer weiß, was zu den Kunstfertigkeiten (téchnes) gehört, ans Licht zu bringen; ein anderer zu beurteilen, wieviel Schaden und Vorteil sie denen bringen, die sie gebrauchen werden. So hast auch du jetzt, als Vater der Buchstaben, aus Liebe das Gegenteil dessen gesagt, was sie bewirken.

Denn diese Erfindung wird den Seelen der Lernenden vielmehr Vergessenheit einflößen aus Vernachlässigung der Erinnerung, weil sie im Vertrauen auf die Schrift nur von außen vermittels fremder Zeichen, nicht aber innerlich sich selbst und unmittelbar erinnern werden..."



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